Kultur

Stadtbeschreibungen – das Veddel-Glossar

Foto: Stiftung Freizeit, Gestaltung: bueroklass.de

//Anzeige// Der BDA Hamburg lud gemeinsam mit der Stiftung Freizeit ein, die Veddel zu entdecken und ihre Besonderheiten in einem Glossar festzuhalten

Bereist man neue Städte, werden die Eindrücke der Orte häufig mit der Fotokamera oder dem Mobiltelefon festgehalten. Die bunte Häuserfassade, die quirlige Parkanlage, die Aussicht über die Stadt – Besucherïnnen flanieren durch die Straßen und dokumentieren mit Bildern diese Orte. Auch in der Stadtplanung und insbesondere Architektur spielen Bilder eine wichtige Rolle. Visualisierungen, Pläne und Grafiken kommunizieren die Veränderung und versuchen den Entwurfsgedanken zu formulieren. „Fertige“ Bilder werden in den Köpfen platziert, um eine Vorstellung für das Ungebaute zu schaffen. „So und nicht anders“ – das ist häufig die Aussage, die dabei durchsickert und für Gewissheit sorgt. Vielen mag diese Methode helfen, die kommenden Veränderungen leichter zu verstehen, doch die fotorealistischen Darstellungen geben kaum Raum zum eigenen Weiterdenken und -interpretieren.

Wie kann man sich experimentell einem Stadtteil nähern, den man so gut wie gar nicht kennt?

Statt sich der Kommunikation von Architektïnnen zu bedienen und mit den üblichen Methoden, durch einen Stadtteil zu flanieren, zu durchbrechen, wählte die Berliner Stiftung Freizeit einen neuen Ansatz, sich einem Stadtteil zu nähern – über Worte.

„Welche Worte stehen für die Veddel? Wieviel kollektives Wissen und (gelebte Geschichte) kann in einem Wort stecken? Wie begreifen wir die Stadtlandschaft dieser Elbinsel, die vielen HamburgerInnen nur im Vorbeifahren begegnet?“

STIFTUNG FREIZEIT
Rubén Jódar (2.v.l.) und Johannes Hanisch (2.v.r.) im Gespräch mit den Teilnehmerïnnen | © dialogearchitektur.net

Das Kollektiv Stiftung Freizeit beschäftigt sich mit der Stadt und öffentlichen Räumen als Orte für den Austausch und die Kommunikation. Die Architekten sehen den Schwerpunkt ihrer Arbeit darin, neue Blickwinkel auf den städtischen Raum zu schaffen. Rubén Jódar und Johannes Hanisch erläuterten das Vorhaben: Mit übergeordneten Themen und einer Karte ausgestattet, sollten die Besucherïnnen am vergangenen Samstag in Gruppen durch den Stadtteil flanieren und die Veddel aus ihrer Perspektive erfassen. Wer weitere Informationen zu bestimmten Orten wünschte, musste die Anwohnerïnnen ansprechen. Bevor es jedoch losging, wurden die Teilnehmenden in Hamburg verortet: Bis auf eine Anwohnerin kamen alle Personen aus Eimsbüttel, Hohenfelde, Ottensen und Bahrenfeld. Die Gründe für den Besuch waren vielfältig und reichten von einem generellen Interesse – „Sonst fährt man nur dran vorbei“ bis zu Erinnerungen an die Kindheit, als man hier hin und wieder zu Besuch war.

Was sind die Besonderheiten?

Team "bauliche Veddel" auf der Suche nach Besonderheiten | © dialogearchitektur.net
Team „bauliche Veddel“ auf der Suche nach Besonderheiten | © dialogearchitektur.net

Fast zwei Stunden hatten die Teilnehmenden Zeit, sich den Stadtteil anzusehen und Merkmale, die ihnen auffielen, zu notieren und zu verorten. Mit vier Themen wurde die Veddel in zwei Gruppen erkundet. So begab sich das Team „gebaute Veddel“ durch den Stadtteil und betrachtete ihn auf baulicher Ebene. Welche baulichen Merkmale sind auffällig? Gibt es besondere Strukturen oder Objekte, die an Orten besonders erscheinen? Das zweite Team spazierte mit den drei Themen „belebte Veddel“, „unsichtbare Veddel“ und „gemeinschaftliche Veddel“ durch den Stadtteil. Was fehlt an diesem Ort? Welche Orte sind besonders belebt? Wo bilden sich Gemeinschaften?

„Hier gibt es kaum Hunde. Das finde ich angenehm.“

TEILNEHMENDE PERSON
Phoebe Arns (2.v.l.) erläutert die Veddel | © dialogearchitektur.net
Anwohnerin Phoebe Arns (2.v.l.) erläutert die Veddel | © dialogearchitektur.net

Eine tatsächliche Kommunikation zwischen den Teilnehmenden und der Nachbarschaft kam nicht zu Stande. Phoebe Arns, eine langjährige Anwohnerin der Veddel und Teilnehmerin des Spaziergangs, beantwortete zahlreiche Fragen und wies auf Missstände auf, die seit Jahren im Stadtteil herrschen und teilweise nur sehr langsam behoben werden. Mit Anekdoten und spannenden Geschichten konnte sie damit kleine Einblicke in die Logik der Veddel geben.

Mit Notizfeldern und Karte ausgestattet wurde die Veddel erkundet | © dialogearchitektur.net
Mit Notizfeldern und Karte ausgestattet wurde die Veddel erkundet | © dialogearchitektur.net

Ein Glossar für die Veddel

Gespräche zum Erlebten | © dialogearchitektur.net
Gespräche zum Erlebten | © dialogearchitektur.net

Im Anschluss an den Rundgang trafen sich die Teilnehmenden in der ehemaligen Zolldienststelle und sprachen über die Besonderheiten, Situationen und Merkmale, die ihnen aufgefallen sind. Zahlreiche Dinge wurden sehr individuell wahrgenommen, andere Dinge fielen allen Teilnehmenden im gleichen Maße auf. Die Beschreibung wurde vornehmlich mit bestimmten Orten verknüpft, wie etwa der „Veddeler Fischgaststätte“, „Friseure“, dem „Außenraum“ oder einer „Patina“. Die prägendsten Begriffe wurden gesammelt und auf die Wand mit einer kurzen Erläuterung geklebt.

Das Glossar entsteht | © dialogearchitektur.net
Das Glossar entsteht | © dialogearchitektur.net

Entstanden ist ein erstes Veddel-Glossar, das bis zum Abschlussfest am 21. Juni in der ehemaligen Zolldienststelle besichtigt und um weitere Begriffe ergänzt werden darf. Das gesamte Glossar wird im Anschluss an die Aktionswoche auf DA. veröffentlicht.

Das Glossar entsteht | © dialogearchitektur.net
Das Glossar kann man ergänzen | © dialogearchitektur.net
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//Dieser Artikel entstand im Rahmen einer bezahlten Kooperation mit dem BDA Hamburg//