Kultur

Wie hoch darf Hamburg?

Auch das Hochhausthema spielt in Hamburg eine Rolle. Zwar findet man keine konkreten Pläne zu Wohnhochhäusern, in denen es kostengünstigen Wohnraum geben soll – das Hochhaus als exklusives Einzelstück hat dennoch in letzter Zeit polarisiert.

Erst im März wurde der rund 200m hohe Elbtower vom Bürgermeister Olaf Scholz der Öffentlichkeit vorgestellt. Ein neues, schlankes, gläsernes Wahrzeichen für Hamburg, das den ankommenden Besucher via Auto oder Zug auf Höhe der Elbbrücken begrüßen soll. Ein „Abschluss der HafenCity und [gleichzeitig ein] Auftakt zum Stadtzentrum“, so betitelt die Stadt Hamburg das neue Projekt. Das nächste Wahrzeichen nachdem man sich gerade erst von den Strapazen der Elbphilharmonie erholt hat?

Quelle: hamburg.de

Dieses Mal hat man jedoch dazu gelernt: Die Kosten sollen zu 100% auf den Investor fallen, das scheint zunächst zu beruhigen. Außerdem sind 200m im Vergleich zu anderen Hochhäusern wirklich nicht hoch. Zwar wäre der Elbtower das höchste Gebäude in Hamburg, erreicht jedoch längst nicht die Höhen der Gebäude, die beispielsweise in Frankfurt stehen. Doch was stört nun Hamburger daran? Steht der Elbtower nicht als Zeichen für eine moderne, weltoffene Stadt?

Neu ist die Idee nicht: So haben gmp Architekten bereits in ihren ersten Prinzipskizzen 1997 zur Entwicklung der HafenCity einen Hochpunkt bestehend aus zwei Hochhäusern am Ende des neuen Stadtteils vorgesehen.

Quelle: gmp Architekten von Gerkan, Marg und Partner

Wie stehen wir denn generell Hochhäusern gegenüber? Rund 90 Stück stehen in Hamburg, es wären deutlich mehr, würde man nach der tatsächlichen Definition einer Hochhaushöhe von 22m ausgehen. Daher sollte man vielleicht künftig eher von Wohntürmen sprechen, wenn man Gebäude meint, die 100m und höher sind.

Vielleicht liegt es tatsächlich an der Höhe, vielleicht aber auch am Ort – zwischen Gleisen und Autobahn wächst das Gebäude alleine aus dem Kontext heraus und wirkt unnahbar. Dicht? Urban? Will man diese Punkte überhaupt schaffen?

Wem gehört der Turm?

Klar ist, dass die vorwiegende Nutzung aus Büro- und Veranstaltungsflächen vorsieht. Zudem soll das ein verknüpfender Treffpunkt der Stadtteile Rothenburgsort, Veddel und HafenCity werden. Das Erdgeschoss darf eine identitätsstiftende Nutzung erhalten, alles, was darüber kommt, bleibt austauschbar. Wohnen wird zudem nicht ausgeschlossen, allerdings kann man sich vorstellen, wie die Quadratmeterpreise ausfallen werden. Dem dringenden Bedarf nach kostengünstigem Wohnraum wird dieser Turm sicherlich nicht nachkommen. Er bleibt also weiter unerreichbar.

Quelle: hamburg.de

Der Entwurf samt Nutzung zeigt klar, dass sich das Gebäude an internationale Investoren und Player richtet, um Hamburg weiterhin als Weltstadt auf dem globalen Markt zu positionieren. Ob das dann bei lediglich 200m Höhe tatsächlich gelingt, ist fraglich.

Laut Abendblatt liefen Ende Oktober erste Verhandlungen mit potenziellen Bietern. Ergebnisse wurden bisher noch keine vorgestellt. Es bleibt somit spannend, in welche Richtung sich das höchste Gebäude Hamburgs hinentwickelt.