Stadt

Grasbrook – Ein innovativer Stadtteil für Hamburg

Momentan könnte man meinen, Hamburgs Stadtentwicklung wurde in eine Beschleunigungsmaschine gepackt und zack! Die HafenCity nähert sich dem Fertigstellungsende. Zack! Die Planungen um das Elbinselquartier schreiten voran. Zack! In die Neue Mitte Altona ziehen die ersten Bewohnerinnen und Bewohner ein. Zack! Oberbillwerder wird zur „Connected City“. Während man also noch den städtebaulichen Entwurf für Oberbillwerder diskutiert, zeichnet Oberbaudirektor Franz-Josef Höing schon den nächsten Stadtteil auf dem Hamburger Stadtplan ein. Zack! Der Kleine Grasbrook, einst Favoritfläche für die Olympischen Spiele 2024, wird nun zu einem gemischten Quartier aus Wohnen, Gewerbe und Arbeiten.

Das Ganze gleicht einem Aufholversuch, den Versäumnissen der letzten Jahrzehnte nachzukommen, geförderten Wohnungsbau umzusetzen. Die Aufholjagd wird noch weitergehen, denn die Situation bleibt, trotz Fertigstellung zahlreicher Bauvorhaben, in deutschen Großstädten weiterhin angespannt. Doch dazu mehr zu einem anderen Zeitpunkt.

Kommen wir also zurück zum Grasbrook: Auf 46 Hektar (das entspricht etwa 1/3 der Fläche der HafenCity) wird ein neuer Stadtteil entstehen, in dem 16.000 Arbeitsplätze geschaffen und in 3.000 Wohnungen circa 6.000 Menschen leben werden.

Verortung der einzelnen Quartiere

Der Grasbrook gliedert sich in drei Quartiere: Das Freihafenelbquartier bildet von der HafenCity aus kommend den Eingang zum Grasbrook und greift in seiner Vertikalität das Quartier Elbbrücken, das noch gebaut wird, auf. An diesem Standort sollen innovative Entwicklungen in Laboren, Forschungsstätten und Büros stattfinden. Das Konzept sieht eine Durchmischung unterschiedlicher Funktionen der Gebäude vor, ähnlich wie der Neue Huckepackbahnhof, der momentan in Rothenburgsort gebaut wird. Daran anschließend werden Wohnbauten entwickelt, die weiter westlich in das Quartier Moldauhafen übergehen. Dieses Quartier ist ein reines Wohnviertel zwischen Elbe und Moldauhafen, das vis-à-vis zum Baakenhafen sitzt und mit einer knapp fünf Kilometer langen, grünen Uferpromenade, dem Elbuferpark, den Nutzerinnen und Nutzern die Nähe zum Wasser wahrnehmbar machen soll. Neben der Wohnnutzung wird es Einkaufsmöglichkeiten für den täglichen Bedarf, eine Grundschule sowie Kitas und Sportflächen geben. Südlich des Freihafenelbquartiers knüpft am Saalehafen das Hafentorquartier an und bildet den Übergang zur bestehenden Hafennutzung. Dort soll eine vielfältige, gewerbliche Nutzung in einer Mischung aus neuen und Bestandsgebäuden entstehen.

Innovation spielt laut HafenCity GmbH eine große Rolle in der Entwicklung des Grasbrooks, weshalb die Gebäude unter sehr hohen Umweltstandards, die dem Nachhaltigkeitszertifikat der HafenCity entsprechen, geplant werden sollen. Die Lärmproblematik, die sich aus der Lage des Stadtteils (Schienenverkehr und Hafengewerbe) ergibt, soll mit dem Anbringen der HafenCity Fenster gelöst werden.

Infrastrukturell wird man sich auf Alternativen zum eigenen PKW fokussieren: Mit einer niedrigen Stellplatzausstattung (0,4 Stellplätze pro Haushalt) sollen Carsharing Stationen, Ladebuchsen für Elektro-Autos und Fahrradinfrastruktur mit in Gebäude geplant werden. Die U4, die momentan an den Elbbrücken endet, wird bis ins Quartier hinein verlängert, sodass man auch mit dem ÖPNV eine gute Anbindung in die Stadt erhält.

Anbindung ÖPNV und zur Veddel

Eine Verbindung zum Stadtteil Veddel wird es an zwei Punkten geben: Zum einen wird im nördlichen Teil an den Elbbrücken eine Elbuferunterquerung gebaut, zum anderen wird die sogenannte Saalehafenbrücke die beiden Stadtteile miteinander vernetzen. 

Die Planungen befinden sich zwar am Anfang, dennoch stellen sich erste Fragen bezüglich der künftigen Wohnräume: Wie innovativ wird man bei der Planung sein? Wird sich die Innovation, die man in den vertikalen Büros finden soll, auch auf das Wohnen übertragen? Wie „smart“ wird die Gestaltung der Grundrisse? Findet sich die Kleinteiligkeit und Vielfalt des Stadtteils in den Gebäudestrukturen wieder?

Der Kleine Grasbrook wurde bereits im vorbereitenden Rahmen um die Olympiabewerbung stark analysiert. Die Stadtwerkstatt wird bis Oktober 2018 eine intensive Bestandsaufnahme durchführen und in Stadtwerkstattgesprächen Ende des Jahres diskutieren. Ähnlich wie bei anderen Großprojekten, wird der Grasbrook in Etappen, den sogenannten Bauabschnitten entwickelt. So bleibt ein gewisses Maß an Planungsflexibilität vorhanden und man kann auf gegenwärtige Bedarfe entsprechend reagieren. In diesem Fall liegt der Fokus auf der Entwicklung des Wohnquartiers Moldauhafen. Zudem sollen Einzelentwicklungen in anderen Quartieren folgen. Hamburg wächst endlich wieder in der Mitte zusammen und schafft hoffentlich bald mit dem Sprung über die Elbe eine innovative und bunte Vernetzung zum Süden.

Verantwortung und Entwicklung: HafenCity Hamburg GmbH
Zeitraum: 2019–2039
Projektgröße: 46 ha
BGF Gesamt: 880.000 qm
BGF Wohnen: 300.000 qm / 3.000 Wohneinheiten
BGF Gewerbe: 570.000 qm / 16.000 Arbeitsplätze
BGF Kita/Grundschule: 10.000 qm