Die Elbphilharmonie ruht am Ufer der Elbe, während die Sonne die neugierigen ankommenden Besucher*innen auf der gläsernen Plaza begrüßt. Ein leichter Wind weht aus dem Osten und wirbelt Baustaub des Watermark-Turms um die HafenCity Universität herum. Die Kräne im Hafen knirschen stoisch vor sich hin und das Dach des Großmarktes schlängelt sich parallel zu den Bahngleisen, an denen alle paar Minuten ein Zug entlangzischt. Die Möwen kreischen auf der Suche nach Futter und das Schilf rauscht ruhig im Wind.
Von hier oben auf dem Himmelsberg, bei den zwei Eichen, blickt man auf die Skyline der HafenCity und auf 15 Jahre Stadtentwicklung. Die HafenCity, mitten in der Pubertät, wächst weiter Richtung Elbbrücken. Von hier oben kann der Blick noch schweifen und den Bauprozess beobachten, bis das neue Quartier am Baakenhafen 2022 fertiggestellt ist.
Das neue sogenannte „urbane Dorf“ wird laut Homepage der HafenCity GmbH ein „ein grünes, sozial gemischtes Wohn- und Freizeitquartier mit einem differenzierten, intensiv öffentlich geförderten Wohnangebot für Familien, Studenten und Senioren, das unterschiedliche soziale Träger in die Entwicklung der Wohnkonzepte einbindet – aber auch mit vielen Arbeitsplätzen.“
Dass Urbanität nicht nur aus Gebäuden mit ihren entsprechenden Funktionen resultiert, sondern vielmehr aus den Räumen, die von den Menschen genutzt werden, ist ein wichtiger Aspekt in der Gestaltung von Stadt. Um Urbanität zu erhalten, benötigen wir somit Orte der Begegnung, des Erlebens und des Miteinander. Gleichzeitig verschwinden immer häufiger diese Orte aus dem städtischen Gefüge – müssen der Nachverdichtung oder zunehmenden Privatisierung weichen. Parks trotzen diesen Veränderungen und bilden kleine Oasen im beschleunigten Stadttrubel.
Der Baakenpark ist ein Ort, der zu diesem urbanen Dorf passt. Durch seine Vielfalt und unterschiedlichen Elemente setzt er auf die gleiche Durchmischung wie der künftige Stadtteil: Auf einer verhältnismäßig kleinen Fläche von circa 1,6 Hektar entstand die künstlich angelegte Halbinsel im Hafenbecken, die abwechslungsreich ist und ein buntes Nutzungsangebot enthält. Der Park ermöglicht Erholung, aber auch Spiel-, Sport- und Aufenthaltsmöglichkeiten und dient als Wegeverbindung zwischen nördlichem und südlichem Quartiersteil. Das Landschaftsarchitekturbüro Atelier LOIDL aus Berlin hat den Park geplant.
Als moderner Designpark konzipiert, greift er thematisch den Hafen auf und verweist mit den historischen Pflasterbelägen und Kaimauern, Schienen- und Krananlagen auf die frühere Nutzung. Ein kleiner Fußballplatz und eine 100m Laufbahn bringen den sportlichen Aspekt in den Park, während große Skulpturen aus Holz die industrielle Maßstäblichkeit des Hafens widerspiegeln und durch ihre Materialität auf die wohnliche Qualität anspielen. Die zahlreichen und unterschiedlich nutzbaren Stadtmöbel bestehend aus Treppen, Rampen, Sitzstufen, Holzdecks, Bühnen, Tribünen und dem spektakulären Himmelsberg, eine Aussichtsplattform, schaffen Orte des Verweilens und der Begegnung und laden zum Spiel ein.
Inlineskater rollen an der zerfurchten Uferkante entlang – vorbei an der wilden Landschaft, die bis ins Wasser reicht. Unten sitzt eine Gruppe und kühlt Bier und Beine. Der Himmelberg wird für zwei kleine Bergsteiger zur Herausforderung, die diesen seitlich erklimmen wollen. Besorgte Spaziergänger beobachten die Szene und fragen nach den Eltern der beiden, denn steil ist diese Seite in jedem Fall. Während man noch sucht, sind die beiden mittlerweile am Gipfel angekommen und rutschen auch schon wieder die Cortenstahl-Brüstung runter. Die Sonne geht langsam unter und auf einer riesigen Holztribüne sitzen Pärchen mit Weingläsern und genießen die letzten Sonnenstrahlen des Tages.
Noch ist der Park autark in das unbebaute Quartier eingebettet. Wie er letztlich von den künftigen Bewohner*innen angenommen wird, bleibt offen. Der Baakenpark stellt in jedem Fall ein gelungenes Beispiel für einen bunt durchmischten Park in der HafenCity dar. Bis die Quartiersbewohner*innen einziehen, genießt man weiter den Ausblick, spürt den Wind und beobachtet, wie ein neuer Stadtteil entsteht.
Bauherr*in: HafenCity Hamburg
Planer: Atelier LOIDL Landschaftsarchitekten Berlin GmbH
Leistungsphasen: 1-8
Zeitraum: 2012-2019
Projektgröße: 25 ha
Bauvolumen: 3,7 Millionen Euro