In dieser neuen Rubrik stellen wir jeden Monat ein Denkmal vor. Im März ist es die Köhlbrandtreppe in Hamburg-Altona.
Ich gestehe: Jedes Mal, wenn ich bei der Recherche „Köhlbrandtreppe“ eingeben wollte, tippte ich automatisch zuerst „Köhlbrandbrücke“. Letztere dürfte den meisten deutlich geläufiger sein, hier geht es allerdings um eine historische Treppenanlage am Holzhafen Altona. Auf der gegenüberliegenden Seite der Elbe mündete zu Zeiten ihrer Erbauung der Köhlbrand in die Norderelbe ein (und wurde 1908 um 600 Meter weiter westlich verschoben).
Die für mich interessante Frage ist: Warum braucht(e) es eine Treppe? Der topographische Teil der Antwort liegt vielleicht auf der Hand – wenn man auf Elbniveau vor ihr steht, ist ganz offensichtlich ein Geländeversprung zu überwinden, um weiter oben entlang zu spazieren. Das hohe Elbufer auf dem Geesthang ist ein Ergebnis der Eiszeit und zieht sich auf weiter Länge entlang der Elbe.
Blickt man nach oben, sieht man Richtung Westen noch ein hübsches und zum Ensemble gehörendes Wohnhaus, aber auch Hochhäuser aus der Nachkriegszeit (die heute schon wieder einen eigenen Wert aufweisen, wie etwa das 1972 errichtete Gorch-Fock-Haus). In der Oberstadt befand sich die historische Mitte Altonas – eng bebaute Wohnviertel, die teilweise bereits vor dem Zweiten Weltkrieg aufgrund der schlechten hygienischen und baulichen Zustände zum Sanierungsgebiet erklärt und abgerissen wurden.
Seit ihrer Einweihung 1887 diente die Köhlbrandtreppe bis in die 1960er Jahre vielen Menschen aus den oben gelegenen Wohngebieten als Weg zu ihren Arbeitsstätten im Hafen. Man kann sich das heute leider nicht mehr vorstellen, weil auch der Teil der Wohngebiete, die den Zweiten Krieg überstanden hatte (rund die Hälfte dieser Bebauung blieb verschont) nahezu komplett abgerissen wurden. Heutzutage wird die Treppe nur noch wenig benutzt. Die Köhlbrandtreppe wurde mehrmals saniert – zuletzt 2019/2020.
Auf die Gestaltung des Kopfbaus der Treppe gehe ich hier nicht im Detail ein. Mit der repräsentativen, ja wehrhaften Architektur, Wappen und Roland im Tympanon sowie Merkur und Neptun in den Medaillons wird die harte Hafenarbeit hier imposant dargestellt.
Treppenanlagen wie diese geben dem umgebenden (öffentlichen) Raum einen eigenen Charakter und Gesicht. Am Holzhafen beispielsweise kommt der Treppe eine platzbildende Rolle zu. Immer verbinden sie mindestens zwei unterschiedliche Teile der Stadt, hier ein Wohnviertel (heute Grünanlagen) mit dem Hafen. Man denke beispielsweise an die Treppen auf dem Montmartre in Paris oder die als „Jokerstairs“ berühmt gewordenen Stufen in der New Yorker Bronx.
Diese Berühmtheit hat die Köhlbrandtreppe (noch) nicht erlangt – einen Besuch wert ist sie allemal! Und entlang des hohen Elbufers lassen sich noch weitere Treppenanlagen entdecken.
DATEN:
Baujahr: 1887
Sanierungen: 1978/79 und 2019/2020
Denkmalnr.: 15294
Adresse: Köhlbrandtreppe, 22767 Hamburg
Google-Maps-Link: https://goo.gl/maps/6N3hGhrudZvUqr8w8
Über Louisa Schwope Auf ihrem Instagram-Account @denkmalanhamburg zeigt Louisa Schwope fotografische Begegnungen mit Hamburger Denkmälern. Unter dem Motto "Eine Einladung – ein Schaufenster – ein Spaziergang" will sie Lust machen, sich selbst auf Entdeckungstour zu begeben, Hamburgs Denkmäler mit neuem Blick zu betrachten.