Architektur

Urbanes Wohnen im Hinterhof

Nordfassade Klopstockplatz-Quartier

In Ottensen wurde eine Wohnbebauung in einem kleinen Hinterhof von limbrock tubbesing Architekten und Stadtplaner fertiggestellt.

Unweit des Rathaus Altona entfernt befindet sich die Wohnbebauung Klopstockplatz-Quartier. Fast unscheinbar wirkt der Eingang, der über eine Hofzufahrt auf das Grundstück führt. Gelangt man schließlich in den Innenhof, herrscht dichte Stille. Weiße, hohe Nachbarbebauungen grenzen an das Grundstück, während sich der neue Wohnriegel an diesen Stellen baulich leicht zurücknimmt und dadurch wieder eine räumliche Weite entstehen lässt. Dass die Bebauung eine Herausforderung für die Architekten war, zeigen die Pläne: Im Süden des Gebäudes befindet sich eine viergeschossige Brandwand.

Lageplan Klopstockplatz-Quartier
Lageplan mit Brandwand im Süden | © limbrock tubbesing Architekten und Stadtplaner

„Wir mussten uns die Frage stellen, wie wir es schaffen, die hier entstehenden Wohnungen zu belichten.“, so Simon Tubbesing, Geschäftsführer des Architekturbüros. „Also haben wir mit Gebäudetypologien experimentiert und sind zu der Lösung der gestapelten Atriumhäuser gekommen.“. Ein simpler Ansatz, der zu einer hohen Wohnqualität führen kann und sich gleichzeitig von aktuellen Wohnbebauungen, die eher an gestapelte Schuhkartons erinnern, abhebt.

Axonometrie Klopstockplatz-Quartier
Klopstockplatz-Quartier (gelb hervorgehoben) im schmalen Innenhof | © limborck tubbesing Architekten und Stadtplaner

Wohnen im U

Um die Fläche entlang der Brandwand optimal zu nutzen, wurde an diese Stelle das Treppenhaus platziert. Zwei Wohnungen gliedern sich U-förmig um ein Atrium. Durch das Setzen der Grundrisse auf diese Art und Weise, wird ausreichend Privatsphäre für die Bewohner*innen geschaffen. Einzig die beiden Fensterflächen, die mit einer Entfernung von 10 Metern am weitesten voneinander entfernt sind, stehen sich gegenüber. Zudem wurden die Grundrisse so konzipiert, dass in diesen Bereichen Wohnen, Essen, die Küche und Arbeitsplätze gesetzt wurden. Schlaf- und Badezimmer finden sich im Inneren der Wohnungen wieder und sind größtenteils nach Norden mit großzügigen Balkonen ausgestattet. Die Staffelgeschosse im obersten Geschoss verfügen darüber hinaus zusätzlich über eine große Dachterrasse.

Blick ins Atrium Klopstockplatz-Quartier
Sonniges Atrium im Klopstockplatz-Quartier | © Sebastian Glombik

Die Atrien schaffen eine urbane Dichte, wie man sie sonst aus größeren Metropolen kennt. Dieses Gefühl muss man allerdings auch mögen, wenn man darin wohnen möchte, denn der Nachbar sitzt praktisch gegenüber. Die Dichte wird schließlich durch die großzügig gestalteten Innenräume entzerrt, da durch die Grundrissgestaltung und die großformatigen Fensterfläche ein Gefühl der Weite vermittelt wird.

Wohnbereich Klopstockplatz-Quartier
Wohn- und Essbereich mit geschosshohen Fenstern | © Sebastian Glombik

Helle Wohnungen

Man könnte meinen, durch die dichte Bebauung würden die Wohnungen dunkel, doch dies ist nicht der Fall. Geschosshohe Fenster und das Setzen der Atrien gewährleisten in den Ein- bis Vierraumwohnungen ausreichend Licht.

Grundriss Erdgeschoss Klopstockplatz-Quartier
Grundriss Erdgeschoss | © limbrock tubbesing Architekten und Stadtplaner
Grundriss Regelgeschoss Klopstockplatz-Quartier
Grundriss Regelgeschoss mit u-förmigen Wohnungen | © limbrock tubbesing Architekten und Stadtplaner

Die Fassadengestaltung ist für aktuelle Hamburger Verhältnisse untypisch. Statt für die sonst üblichen Klinker entschied man sich für eine weiße Putzfassade. Zudem wurden die Fensterreihen der Wohnungen aus Holzbalken mit witterungsbeständiger Lärche ausgestattet. Diese entwickelt mit der Zeit eine Patina, die das Holz nach und nach ergrauen lässt.

Hamburg wird um Eigentum nachverdichtet

Der Wohnriegel besteht aus insgesamt 23 Wohnungen, die sich aus 2/3 Eigentums- und 1/3 sozial geförderten Wohnungen zusammensetzen. Wo früher kleine Betriebe und Fabriken die Hinterhöfe dominierten, findet man heutzutage immer häufiger kleinteilige Wohnbebauungen. Das ist zwar notwendig, denn in Hamburg gibt es nicht viel Platz für zentrales Wohnen, mit solchen Alternativen geht jedoch auch der Charakter eines Stadtteils nach und nach verloren. Das Klopstockplatz-Quartier ist eine besondere Wohnbebauung, die mit ihrem einzigartigen Charme einen qualitativen Aspekt in den Hinterhof bringt. Aus den komplexen Anforderungen heraus ist es gelungen, die richtige Lösung für den Ort zu finden.

Fakten
Projekt: Wohnbebauung Klopstockplatz-Quartier
Standort: Klopstockplatz, Hamburg
Planung: 2012 – 2016
Ausführung: 2017 – 2018
Bruttogeschossfläche: 3.600 m2
Architektur: limbrock tubbesing Architekten und Stadtplaner
Fotograf: Sebastian Glombik

Verortung Klopstockplatz-Quartier
Verortung Klopstockplatz-Quartier