C.F. Møller Architects gewinnen den Wettbewerb für einen Hybridbau in der HafenCity.
Während sich die HafenCity ihrem baulichen Ende an den Elbbrücken nähert, schließen sich zur gleichen Zeit allmählich weitere Lücken in den mittleren Bereichen des neuen Stadtteils. Hierzu wurde vergangene Woche der Wettbewerb für den Neubau eines Universitäts- und Bürogebäudes entschieden. Das dänische Architekturbüro C.F. Møller Architects gewann den kooperativen Realisierungswettbewerb.
Das Büro, das man in Hamburg vor allem von der Planung des Fernbahnhofs Diebsteich kennt, bringt langjährige Erfahrung im Entwurf von Hochschulen mit: So hat das Büro neben anderen Projekten 1931 in Århus den bekannten Campus der dortigen Universität gestaltet und in Kopenhagen vor knapp fünf Jahren die Universität im Stadtteil Nørrebro um ein Hochhaus erweitert, das sowohl für Studierende als auch für die Öffentlichkeit zugänglich ist. In der HafenCity entsteht nun im Quartier-Strandkai direkt neben dem Kreuzfahrtterminal das recyclebare Hybridgebäude.
60% studieren, 40% arbeiten
Der Neubau gliedert sich in eine viergeschossige Universitätsgebäude der Medical School Hamburg und einen dreigeschossigen Bürobau mit Flächen, die extern vermietet werden. So nutzt die Hochschule 60 Prozent des Gebäudes, die damit ihren zweiten Standort für rund 1750 Studierende und Mitarbeitende am Chicagokai eröffnet (der zuerst bezogene Teil der Hochschule liegt nur wenige hundert Meter am Kaiserkai entfernt).
Nischen und Stadtfugen
Im Erdgeschoss befinden sich teils öffentliche Nutzungen in Form eines Restaurants bzw. einer Cafeteria und Ausstellungsflächen. Ein Audimax sowie die Bibliothek sind in eine Treppenlandschaft aus Holz eingebaut, die Erd- und Zwischengeschoss miteinander verbindet. Durch ihre besondere Gestaltung soll sie Studierenden als Treffpunkt und temporärer Arbeitsort dienen. Der Entwurf der Hochschule setzt dabei nicht nur den Schwerpunkt auf das abzubildende Raumprogramm, sondern soll darüber hinaus Nischen und Zwischenzonen kreieren, die im Wechselspiel mit den zentralen, großen Räumen stehen, so Julian Weyer, Partner und Architekt. Diese Übergänge zwischen geplanten und ungeplanten Räumen bilden ein zentrales Gestaltungselement, das seinen Ausdruck in diesem Holzmöbel findet. Zudem seien zudem die Verläufe zwischen Innen und Außen wichtig. So wird das offen gestaltete Erdgeschoss von zwei Seiten erschlossen, in den Obergeschossen verknüpfen sich kleinere und größere Balkone mit der Stadt. Eine sichtbare Geschossfuge trennt die Funktionen Studieren und Arbeiten voneinander und soll als Seminarraum im Freien genutzt werden.
Ein recyclebares Gebäude durch Gradientenbeton
Erschließungskerne und Geschossdecken aus recycelbaren Gradientenbeton sind als permanente Struktur des Gebäudes vorgesehen. Durch diesen neuartigen Beton, den der Ingenieur Werner Sobek gemeinsam mit Uni Stuttgart (ILEK) entwickelt hat, kann das Gewicht der einzelnen Bauteile um bis zu 50 Prozent reduziert werden. (Wir haben das Prinzip bei diesem Projekt bereits erläutert.)
Das Holzmöbel, das in der Mitte des Gebäudes platziert wird, lässt sich, sollte sich die Nutzung nach einigen Jahrzehnten ändern, vollständig zurückbauen und anderweitig verwenden, da es mit der tragenden Struktur nicht fest verbunden ist. Zudem ermöglicht die freie Grundrissstruktur einen stetigen Umbau. Zu flexibel wird es jedoch nicht: Eine typologische Umwidmung von einem Büro- zu beispielsweise einem Wohngebäude ist nicht vorgesehen. Die Fertigstellung ist 2025/2026 geplant.
DATEN:
Architektur: C.F. Møller Architects
Bauherr:in: Patrizia AG
Standort: Baufeld 63
geplante Fertigstellung: 2025/2026
Material: Gradientenbeton, Brettsperrholz