In dieser Rubrik stellen wir jeden Monat ein Denkmal vor. Im Oktober ist es das Gymnasium Allee in Altona.
„Wie oft sind Schulbauten als Stiefkinder der Architektur, als untergeordnete Zweckbauten aufgeführt und behandelt worden. Ein kasernenmäßiger, gefängnisartiger Zug wird durch schematisch angeordnete Lichtöffnungen hervorgerufen und ergänzt oder verstärkt durch Verwendung des bescheidensten Materials. Solche Gebäude wirken drückend und schwer auf das Kindergemüt und schon im Äußeren zeigt die Schule oft das Monotone, Schematische, das im Unterricht herrscht.“ So leitete „Der Profanbau“ 1907 einen Fachartikel über das Gymnasium Allee ein. Das Gymnasium Allee wiederum wurde vorgestellt, um zu beweisen, dass es auch anders geht. Das Schulhaus wurde zwischen 1903 und 1905 in Altona-Nord als erste städtische Mädchenschule von Stadtbaurat Emil Brandt errichtet. Es beinhaltete ebenfalls ein Lehrerinnen-Seminar mit einer sogenannten Übungsschule.
Zwei großzügige Treppenhäuser führen zu den Klassenräumen. Auf der Website der Schule heißt es: „Das Besondere an diesem Bau ist bis heute das Konzept, dass Freundlichkeit und künstlerische Gestaltung zum Lernen und der Erziehung beitragen.“ Das kann man sich beim Betreten des Gebäudes gut vorstellen. Im Eingangsbereich des Gymnasiums Allee steht ein Brunnen mit dem Motiv einer Wassernymphe, geschmückt durch eine Seerose im Haar. Auf der Fassade und im Inneren finden sich zahlreiche Elemente im Jugenstil-Dekor wieder.
Schulräume prägen unser Verhältnis zur Schule und zum Lernen erheblich, oftmals auch, ohne dass uns das bewusst ist. Das Thema hat über die letzten Jahre Fahrt aufgenommen, und vereinzelt sind sehr innovative Gebäude entstanden. Vermutlich war das Gymnasium Allee vor 115 Jahren auch schon ein solches. Noch heute jedenfalls, wenn man das erste Mal die „heiligen Hallen“ betritt, beeindrucken die großzügigen Flure, der schöne Bauschmuck, die hochwertigen Materialien, die immer noch halten. Ich persönlich jedenfalls fühlte mich sofort wohl und so, als würde ich einem besonderen Ort begegnen, der Konzentration sowie Begegnung ermöglicht.
Nun ist die Tatsache, ob man sich an seiner Schule wohlfühlt, auch stark von den Lehrenden, MitschülerInnen und dem Unterricht abhängig, aber die räumlichen Voraussetzungen an der Max-Brauer-Allee (die erst 1975 nach dem SPD-Politiker benannt wurde und vorher nur „Allee“ hieß), sind vermutlich nicht die schlechtesten! Vielleicht liest ja hier auch jemand mit, der oder die dort zur Schule geht/ging, und mal erzählen mag, wie das von innen so war?
DATEN:
Baujahr: 1903-1905
Architektur: Emil Brandt
Denkmalnr.: 13384
Adresse: Max-Brauer-Allee 83, 85
Google-Maps-Link: https://goo.gl/maps/Qiz6H7pndfQjmkxT8
Über Louisa Schwope Auf ihrem Instagram-Account @denkmalanhamburg zeigt Louisa Schwope fotografische Begegnungen mit Hamburger Denkmälern. Unter dem Motto "Eine Einladung – ein Schaufenster – ein Spaziergang" will sie Lust machen, sich selbst auf Entdeckungstour zu begeben, Hamburgs Denkmäler mit neuem Blick zu betrachten.