Seit der Veröffentlichung der Neuplanung zur Sternbrücke ist der Unmut groß in der Bevölkerung. Nun äußern sich neben dem BDA Hamburg auch die Hamburgische Architektenkammer und die Ingenieurskammer. Sie fordern mehr Transparenz und ein Wettbewerbsverfahren.
Dass in Hamburg dem Denkmalschutz so gut wie keine Bedeutung beigemessen wird, sollte spätestens seit den Debatten um den City-Hof, das Deutschlandhaus und die Cremonbrücke bekannt sein. Doch statt sich die eigenen Fehler einzugestehen und daraus zu lernen, setzt die Stadt Hamburg ihre Abrissgeschichte fort. Dieses Mal trifft es die denkmalgeschützte Sternbrücke in Altona.
Das „Stück Hamburger Identität“, wie der Bund Deutscher Architekten (BDA) die Sternbrücke in einer Pressemitteilung bezeichnet, soll abgerissen werden. In der Neuplanung ist eine überdimensionierte stützenfreie Variante vorgesehen, die den Individualverkehr auf vier Spuren über die Kreuzung führen soll. Mit dem Neubau der Brücke sollen zudem einige denkmalgeschützte Bestandsbauten in der Nachbarschaft mit abgerissen werden.
„Hamburg hat mehr verdient.“
Daniel Kinz, 1. Vorsitzender BDA Hamburg
Nun äußern sich die Fachverbände zum Vorgehen und der Entscheidung. Kurz nach Veröffentlichung der Planung fordert der BDA Hamburg ein öffentliches Wettbewerbsverfahren, aus dem ein Entwurf gekürt werden soll, der an dieser „sensiblen Stelle“ auf die „gewachsene Umgebung“ eingehe, so Daniel Kinz, 1. Vorsitzender. Kinz sehe, dass die bauliche Erneuerung der Stadt ein gesellschaftliches Thema sei, das die breite Öffentlichkeit betrifft, insbesondere wenn damit der Verlust stadtbildprägender Bauten mit einher gehe. Statt solch einer Ingenieurslösung, die auf das städtebauliche Umfeld nicht eingehe, benötige es einen neuen Entwurf.
Stadt- und Verkehrsplanung müssen in die gleiche Behörde zusammengelegt werden
Auch die Hamburgische Architektenkammer (HAK) kritisiert in einer Pressemitteilung das intransparente Verfahren der Stadt Hamburg. Die Stadt habe die Öffentlichkeit erst unmittelbar vor Beginn des Planfeststellungsverfahrens über die konkreten Planungen informiert. Weiter kritisiert die HAK, die Wirtschaftsbehörde (BWVI) und der Bezirk Altona hätten es „mutmaßlich unterlassen“, ein Verkehrskonzept vorab für den Standort zu entwickeln. Stattdessen würden sich BWVI und Bezirk auf die vierspurige Variante stützen, in der nur solch eine Brückenkonstruktion möglich sei. Was eine stützenlose Variante für die Umgebung bedeute, wurde nicht berücksichtigt.
Als Konsequenz daraus fordert die HAK den Zusammenschluss von Stadt- und Verkehrsplanung und damit das Herauslösen der Verkehrsabteilung aus der Wirtschaftsbehörde in die Stadtentwicklungsbehörde.
Die Hamburgische Ingenieurkammer – Bau (HIK) reiht sich bei den Kritisierenden ein und fordert ebenfalls mehr Transparenz sowie einen Ingenieurwettbewerb mit verschiedenen teilnehmenden Büros, die ihren Schwerpunkt im Brückenbau haben. Damit wäre es laut HIK möglich gewesen, unterschiedliche Entwurfsideen gegenüberzustellen, um die bestmögliche Lösung für den Ort zu finden. Die neue Brücke sollte sich in die Umgebung einfügen und diese nicht „erdrücken“, wie es in der Pressemitteilung heißt.
Die Geschichte der Sternbrücke
Die Sternbrücke wurde Mitte der 1920er Jahre neu gebaut, nachdem die erste Konstruktion, die Ende des 19. Jahrhunderts als Verbindung zwischen Hamburg und Altona errichtet wurde, dem Verkehr nicht mehr standhalten konnte. Sie stellte mit ihren 75 Metern Länge und 17 Metern Breite aus hochfestem Stahl eine Wegbereiterin des damaligen Brückenbaus dar. Seit 2005 plant die Deutsche Bahn AG den Abriss der denkmalgeschützten Sternbrücke. Lokale Kulturinstitutionen sowie Anwohnerïnnen kämpfen seit Jahren gegen den Abriss. Im März dieses Jahres wurde daher die „Initiative Sternbrücke“ gegründet. Ziel ist es, die Brücke zu sanieren, statt sie abzureißen, sowie den Großteil der umliegenden Bauten, die unter Denkmalschutz stehen, zu erhalten – inklusive der kulturellen Einrichtungen.