Ein neues Modellvorhaben des Senats schafft förderfrei günstige Mieten
Wohnen ist teuer. Wohnen in deutschen Großstädten wird quasi unbezahlbar. Betrachtet man die Entwicklungen des Wohnungsmarkts in München, kann man sich über die Hamburger Mietpreise fast glücklich schätzen. Fragt sich nur, wie lange? Dabei handelt es sich beim Wohnen um ein Grundbedürfnis eines jeden von uns. Ob Neubau oder Bestand: Die Preise steigen. Blickt man auf den aktuellen Hamburger Mietenspiegel, wird bewusst, dass selbst die eingeführte Mietpreisbremse nicht greift. Besonders stark trifft diese Entwicklung Geringverdiener und Familien mit mittlerem Einkommen. Was bleibt, ist das Ausharren in der bestehenden Wohnung oder der Wegzug – meist an die Stadtränder, wobei selbst dort die Mieten immer stärker anziehen.
Nun hat sich der Senat eingeschaltet und ein Modellvorhaben gestartet, das förderfrei günstiges Wohnen ermöglichen soll. Günstig heißt in diesem Fall: maximal 8€ nettokalt pro Quadratmeter – die ersten fünf Jahre ist eine Mieterhöhung ausgeschlossen. Umgesetzt wird das Vorhaben nun an zwei Orten: Das erste Projekt soll dieses Jahr am Bramfelder Dorfgraben mit der Planung von 154 Wohnungen starten. Bauherrin ist die „Bietergemeinschaft Bramfelder Dorfgraben“, bestehend aus dem Wohnungsverein Hamburg von 1902 eG und der Karl Danger Grundstücksverwaltung. Um Kosten zu sparen, werden Grundrisse und Gebäude multipliziert und Fensterformate vereinheitlicht. Zusätzlich verzichtet man auf Aufzüge und Keller.
Das zweite Projekt wird in Neugraben-Fischbek gebaut. Hier ist die schweizerische Helvetia Versicherung Bauherrin. Geplant sind im sogenannten Quartier Vogelkamp 42 Wohnungen für Familien sowie eine Kita und Gewerbeflächen. Um bei diesem Projekt die Baukosten zu senken, wird die Bautiefe des Gebäudes vergrößert, sodass die Bauten kompakter werden. Zudem wird sich die Geschosshöhe an den Mindestanforderungen der Hamburger Bauordnung richten, was einer lichten Raumhöhe in Aufenthaltsräumen von 2,4 m entspricht. Baustart soll bereits im Frühling dieses Jahres erfolgen.
Der Senat hatte hierzu im Vorfeld zwei Modellvorhaben ausgeschrieben, in denen man ermitteln sollte, wie Baukosten reduziert werden können, ohne dabei an den Standards im Wohnungsbau einbüßen zu müssen. Inwiefern sich dieses Modellvorhaben auch an deutlich zentralen Orten in Hamburg umsetzen lässt, bleibt fraglich, da in sogenannten guten Wohnlagen, u.a. sich der Bodenrichtwert auf den Mietpreis überträgt. Bleibt somit kostengünstiges Wohnen nur ein Thema der normalen Wohnlagen? Dass ein architektonischer Anspruch an die Gebäude gesetzt werden soll, ist richtig. Wie dies letztlich in der Umsetzung aussieht, bleibt spannend. Nichtsdestotrotz handelt es sich bei dem Modellvorhaben um eine Chance, Geringverdienern und insbesondere Personen aus dem mittleren Einkommenssegment, die für eine Förderung zu viel verdienen, kostengünstiges Wohnen zu ermöglichen.
Die Stadt Hamburg bereitet momentan die Vergabe weiterer Flächen für dieses Modellvorhaben vor. Der Druck ist weiter groß und es bleibt dabei: Hamburg muss bauen, bauen, bauen.