In dieser neuen Rubrik stellen wir jeden Monat ein Denkmal vor. Im Mai ist es das Hafenmuseum am Hansahafen.
So wie hier sah es vor dem Einzug des Containers an vielen Stellen im Hafen aus: Die langen, dreischiffigen Hallen entwickelten sich zu einem Prototyp der Umschlagsanlagen. Wasserseitig dienten zwischen Schuppen und Kaikante zahlreiche Kräne zum Löschen der Schiffsladung und Verladen der Güter in die Schuppenanlage. Die Hallen bieten mit knapp 50 Metern Tiefe viel Raum für Verladung und Lagerung. Auf der Landseite, hier westlich gelegen, konnten die Waren auf der Schiene oder Straße weiter transportiert werden. Dafür diente die Rampe.
Für eine gute Belichtung des Schuppeninneren sorgen lange Fensterbänder, die im erhöhten Mittelschiff eingesetzt sind. Die wunderschöne Binderkonstruktion ist gut zu erkennen, da sie nicht durch Brandschutzmaßnahmen oder aus anderen Nutzungszwecken, wie etwa einer Teilung der Fläche, verbaut wurde. In den Kopfbauten befanden sich Sozialräume und Büronutzungen – auch heute sitzt hier die Verwaltung des Museums. Der Repräsentationsbedarf spiegelt sich in der Klinkerarchitektur im Reformstil wider.
Heute wird der weltweite Handel anders organisiert – Stichwort „Container“. Der östliche Hafenbereich hinter dem Alten Elbtunnel, wo auch die 50er Schuppen liegen, ist für die heutigen Riesenfrachter nicht geeignet: Der Alte Elbtunnel, der nicht tief genug für die riesigen Containerschiffe (mit einem Tiefgang von bis zu 16 Metern) ist, macht eine Durchfahrt nicht möglich. So sind weite Teile des östlichen Hafenbereichs während des Container-Booms zunächst brach gefallen, während rings um den Waltershof die Hafenareale ausgebaut wurden.
Mit der Unterschutzstellung der sog. 50er-Schuppen wurde es möglich, hier die Geschichte des „Hafens vor dem Container“ nachzuerzählen. Und wie! Ich liebe diesen Ort, weil es ein außergewöhnliches Museum zum Anfassen ist. Wenig Hochglanz, dafür viel authentische Menschen und Maschinen. Seit Kurzem gibt es eine besondere Aktion: Immer donnerstags öffnet hier die Schuppenküche, ein Projekt des Instituts für Empirische Kulturwissenschaft in Kooperation mit dem Deutschen Hafenmuseum. Hier gibt es leckere und gesunde sowie preiswerte Mittagsküche für alle – ganz im Sinne der Hafen-Kaffeeklappen. Schaut da mal vorbei!
Achso, und natürlich liegt hier auch die Peking, die historische Viermast-Stahlbark. Sie ist kein Denkmal, aber mit dem Hafenmuseum gibt’s zum Glück einen adäquaten Ersatz direkt nebenan. Irgendwann wird das Schiff zum Neubau des Deutschen Hafenmuseums an den Kleinen Grasbrook wandern.
DATEN:
Baujahr: 1908-1912
Denkmalnr.: 13018
Adresse: Australiastraße ohne Nummer, Lagerhaus Kaischuppen 50, 20457 Hamburg
Google-Maps-Link: https://goo.gl/maps/bVk2bWA4daTfLLda6
Schuppenküche: https://www.schuppenkueche.de/
Über Louisa Schwope Auf ihrem Instagram-Account @denkmalanhamburg zeigt Louisa Schwope fotografische Begegnungen mit Hamburger Denkmälern. Unter dem Motto "Eine Einladung – ein Schaufenster – ein Spaziergang" will sie Lust machen, sich selbst auf Entdeckungstour zu begeben, Hamburgs Denkmäler mit neuem Blick zu betrachten.