DFZ Architekten erhalten den 1. Preis im Gutachterverfahren um die Quartiersmitte Jenfelder Au
Unsere Städte wachsen und der Platz ist, insbesondere in Hamburg, begrenzt und dementsprechend hart umkämpft. Nachverdichtungen im innerstädtischen Bereich lassen kaum neue Wagnisse zu. Umso spannender ist der Umgang mit freier Fläche in den außerstädtischeren Bereichen. Im Osten Wandsbeks entsteht auf dem ehemaligen Kasernenareal ein 35 Hektar großes, neues Quartier mit rund 1.000 Wohneinheiten, das laut Auslobung lebendig ist, neue Impulse liefert und mit funktionaler Durchmischung aus Wohnen, Gewerbe, Dienstleistungen und sozialen Einrichtungen kurze Wege garantiert. Ziel ist es, durch neue Gebäudetypologien unterschiedliche Bewohnergruppen anzusprechen, die sich letztlich auf die Sozialstruktur des Stadtteils auswirken.
In prominenter Lage nördlich des Kaskadenparks, befinden sich die Baufelder 8 und 10. An dieser Stelle soll ein neues, lebendiges Quartierszentrum entstehen, das mit zahlreichen Nutzungen ausgestattet ist. Im Zuge dessen wurde ein Gutachterverfahren entschieden. DFZ Architekten aus Hamburg haben den 1. Preis erhalten.
Wohnen am Kaskadenpark
Das Architekturbüro lehnt sich mit dem Entwurf an den Maßstab der angrenzenden Kasernenbauten an der Wilsonstraße und der kleinteiligen Stadthausstruktur, die im östlichen Teil des Grundstücks anschließen soll, an. Zwei sechsgeschossige Gebäude verlaufen entlang des Kaskadenparks und bilden das Quartierszentrum, während ein viergeschossiger Solitärbau an die Bestandsbebauung in der Wilsonstraße das Baufeld abschließt. Bis auf das nördliche Gebäude besitzen alle Bauten im Erdgeschoss öffentlich-nutzbare Flächen, die sich gleichzeitig zum Gyula-Trebitsch-Platz und dem südlich gelegenen Kaskadenpark öffnen.
Aus 1 mach 3
Der sechsgeschossige, l-förmige Bau wird ab dem ersten Obergeschoss mit Hilfe von raumbreiten Fugen in drei Teile gegliedert. Mit der Änderung der Materialität bzw. Farbe sollen dadurch die einzelnen Wohnkuben des Gebäudes hervorgehoben werden. Zudem wirkt der Bau in seiner Gestaltung von außen betrachtet kleinteiliger, was wiederum der städtebaulichen Umgebung entspricht. Das gleiche Prinzip findet man auch im westlichen Gebäude vor – hier wird durch einen leichten baulichen Versatz nach hinten eine Zweiteiligkeit hervorgehoben.
Die Grundrissgestaltung berücksichtigt die Öffnung im Erdgeschossbereich zum Park und Quartiersplatz. Bei den Wohnungen darüber variieren die Wohnungen von zwei bis vier Räumen. Alle Wohnungen verfügen über mindestens eine Loggia.
Kritik
Der Entwurf beschäftigt sich mit dem Schaffen einer urbanen Quartiersmitte, die jedoch lediglich über Konsumorte verfügt, statt an dieser Stelle Gemeinschafts- bzw. Produktionsräume für die Nachbarschaft zu schaffen. Die Idee, das Gebäudeensemble mit Hilfe von Fugen von der Massivität zu lösen ist gelungen. Statt eines groben, überdimensionierten Blocks, wirken die Bauten etwas lockerer im städtebaulichen Kontext und bilden einen weicheren Übergang zu den angrenzenden Stadthäusern. Die starke Einbindung von Wasser im Quartier bringt zahlreiche Aufenthaltsqualitäten für die künftigen Bewohnerinnen und Bewohner.
Fakten:
BGF: 11.440 qm
Planung: 2018
Architektur: DFZ Architekten GmbH
Bauherr: BEHRENDT GRUPPE GmbH & Co. KG
Die Jenfelder Au ist ein Referenzprojekt der IBA Hamburg. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.