Die Planungen im Pergolenviertel schreiten voran: Nun wurde der Wettbewerb im südlichen Baufeld entschieden.
Östlich des Stadtparks, auf der ehemaligen Fläche einer Kleingartensiedlung entsteht ein neues Wohngebiet – das sogenannte Pergolenviertel. Auf insgesamt zehn Baufeldern wird ein buntes Angebot aus Miet- und Eigentumswohnungen, Baugemeinschaften und Kleingärten entwickelt. Vor Kurzem wurde der Wettbewerb zum Baufeld 9 entschieden: blauraum Architekten planen einen Wohnblock mit eingegliederten Stadthäusern.
Die Gesamtfläche des Quartiers umfasst 27 Hektar, das entspricht etwa einer Größe von rund 38 Fußballfeldern und verläuft zwischen der Hebebrandstraße und Alte Wöhr. Seit 2016 wird die ehemalige Kleingartensiedlung langsam zu einem Wohngebiet umfunktioniert. Auf acht Hektar entstehen derzeit 1.400 Wohnungen mit drei bis sechs Geschossen, wovon 60% öffentlich gefördert werden. Sieben Hektar sind als Parkfläche sowie Spiel- und Bolzplätze vorgesehen, während auf sechs Hektar im nördlichen Bereich der Fläche 150 Kleingärten angesiedelt werden. Der Masterplan beruht auf dem Konzept des Schweizer Architekturbüros E2A und orientiert sich an der Architektur der 1920er Jahre, wie etwa der benachbarten Jarrestadt, die sich durch ihre Backsteinarchitektur und offenen Innenhöfe auszeichnet.
Eine große, dichte Nachbarschaft in einem Block
Das Baufeld 9 befindet sich im unteren Teil des Pergolenviertels und schließt im Norden an die Kleingartensiedlung Heimat an. Geplant sind insgesamt 120 Eigentumswohnungen, die teilweise als Stadthäuser gebaut werden. Der nördliche Gebäuderiegel des Blocks, der sich Richtung Kleingärten orientiert, ist sechsgeschossig, während das verbleibende U mit drei Geschossen daran anknüpft. Fast alle Wohnungen erhalten im dreigeschossigen Bereich den Zugang zu Dachterrassen.
Wohnen zum Innenhof
Durch ein Gefälle auf dem Gelände entschied man sich dazu, den Innenhof anzuheben, um sich unter anderem vom öffentlichen Straßenraum im Süden abzuheben. Rundbögen sollen wohlwollend die Innenhöfe zur Nachbarschaft öffnen. Über Rampen und Treppenstufen gelangt man schließlich in den geschützten und autofreien Innenhof, über den auch die Erschließung zu den Wohnungen und Stadthäusern erfolgt. Gewohnt wird nach innen zum Hof. So orientieren sich die meisten Balkone zum Innenhof, lediglich die Dachterrassen der Stadthäuser und einige Loggien der Wohnungen wenden sich nach außen. Der Innenhof und die Dachterrassen werden somit zu Orten der Begegnung und des gemeinsamen Austauschs.
Als Fassadenmaterial wurde, entsprechend den Vorgaben des gestalterischen Leitbildes Pergolenviertel, ein Klinker gewählt. Verglasungen, die über Eck verlaufen, sollen, laut Architekturbüro, die umlaufenden Klinkerbänder aufgreifen und verstärken.
Kritik
Die Baukörper wirken durch die Setzung in der Masterplanung sehr massiv und erinnern an einzeln verteilte Festungen. Es fehlt an einer zeitgemäßen, kleinteiligen Bebauungsstruktur. Das ist schade, denn so ließe sich ein urbanes, buntes Quartier schaffen, das die Vielfalt und Individualität der Bewohner widerspiegelt und sich gleichzeitig zur ruhigen, grünen Umgebung hin öffnet. Ein Luxus, der heutzutage immer weniger Großstädten zur Verfügung steht.
Der Entwurf von blauraum fokussiert sich sehr stark auf die Kommunikation innerhalb des Blocks und das Fassen dessen als ganzes, unabhängiges Bauelement. Das mag sicherlich auch an den strengen Vorgaben des gestalterischen Leitbildes Pergolenviertel liegen. Die glatte Fassade nach außen scheint sich mehr von der ruhigen Umgebung zurückzuziehen, statt in einen Dialog mit der Nachbarschaft zu treten. Inwiefern sich letztlich eine tatsächliche Öffnung zu den benachbarten Gebäuden und Anwohner*innen ergibt, bleibt diesen überlassen. Wünschenswert wäre ein Austausch, der zumindest über die eigenen Gebäudegrenzen hinaus geht.
Baubeginn ist für 2019 geplant.
Fakten:
Bruttogeschossfläche: 15.000 qm
Architektur: blauraum Architekten GmbH
Landschaftsarchitektur: rabe landschaften
Bauherr*in: Evoreal GmbH