Architektur

Denkmal des Monats // Verlagsgebäude Gruner + Jahr

Das Verlagsgebäude am Hamburger Hafen ist stadtbekannt und aufgrund seiner besonderen Architektur bei vielen beliebt. Unsere Autorin stellt das Projekt vor.

Wie auf einem Schiff: Relinge und Stege. © Louisa Schwope

Das fünfgeschossige Verlagsgebäude war in den letzten Wochen viel in den Medien – bzw. nicht das Haus, sondern der Verlag, der darin arbeitet und für den es einst gebaut wurde. Gruner und Jahr gehört mittlerweile zu RTL und manche Zeitschriften bald wiederum vielleicht zu anderen Verlagen.

Wer wird hier in Zukunft ein- und ausgehen? © Louisa Schwope

Doch zurück zum Gebäude. Als Steidle & Partner mit Kiessler & Partner Ende der 1980er Jahre das Gebäude entworfen haben, verglichen sie den Aufbau des Verlagshauses mit städtischen Wohnquartieren, wie beispielsweise den Hamburger Terrassen. „Es gibt Straßen und Plätze als übergeordnete Bezugspunkte im Inneren und Äußeren, z.B. eine platz- und straßenartige Gliederung des Eingangs- und Sozialbereichs, gassenartige Wege und hofartige Straßenräume zwischen den Hauszeilen.“

Die Fassade wurde mit Zinkblech verkleidet. © Louisa Schwope

Der Projektentwickler Tishman Speyer, der im Frühjahr 2022 das Ex-Kaufhof-Gebäude in der Mönckebergstraße und im vergangenen Sommer das Verlagshaus überraschend erworben hat (die Stadt Hamburg war auch im Rennen), möchte an diesem Standort mit einigen Neubauten ein neues Quartier entstehen lassen. Büros und Wohnungen sind im Gespräch und „eine Art Marktplatz, mit Manufakturen, Anbietern lokaler Produkte und Gastronomie“, wie sich der Deutschland-Geschäftsführer Florian Reiff gegenüber dem NDR äußerte.

Wie können solche Großstrukturen, die für eine Nutzung als Solitär gebaut wurden, umgenutzt werden? Im Inneren wie im Äußeren spricht das Haus eine einmalige Sprache, die von Qualität erzählt. Überall sind durch die Architekt*innen Orte der Kommunikation geschaffen worden, und eigentlich gehört es irgendwie alles zusammen (so jedenfalls mein kurzer Eindruck).

Abendliche Ansicht vom Baumwall aus. © Louisa Schwope
Die Bullaugenfenster erinnern an Schiffe. © Louisa Schwope

Spannend ist, dass es wieder Steidle Architekten sind, die ihr eigens entworfenes Gebäude umbauen und modernisieren werden. Mit dem feinen Unterschied, dass der Bürokomplex mittlerweile unter Denkmalschutz steht, als eines der jüngsten Gebäude in Hamburg. Seine Schiffsoptik wird das Unikat somit sicher behalten.

Blick von der Michelwiese auf das Verlagshaus. © Louisa Schwope

DATEN:
Baujahr: 1987-1990
Architektur: Architektengemeinschaft `Baumwall´: Kiessler & Partner mit Steidle & Partner (Entwurf), Schweger & Partner (Ausführung)
Denkmalnr.: 44860
Adresse: Am Baumwall 11
Google-Maps-Link: https://goo.gl/maps/KABdmD1GoFJ6XP4HA

Verortung Gruner Jahr
Über Louisa Schwope
Auf ihrem Instagram-Account @denkmalanhamburg zeigt Louisa Schwope fotografische Begegnungen mit Hamburger Denkmälern. Unter dem Motto "Eine Einladung – ein Schaufenster – ein Spaziergang" will sie Lust machen, sich selbst auf Entdeckungstour zu begeben, Hamburgs Denkmäler mit neuem Blick zu betrachten.